Unfertige Gedanken…
Ein paar Gedanken zum Bilder sehen, Bilderlesen und Bilder bewerten in unserer Instagram Gesellschaft…
Betrachten wir Fotos eigentlich noch … also schauen wir genauer hin und hinein in diese zweidimensionalen Abbildungen der Wirklichkeit, die sie uns präsentieren? Machen wir uns Gedanken darüber, was ein Bild uns zeigen und sagen will? Betrachten wir das Motiv, das vom Fotografen ausgewählt wurde, und die Komposition, mit der er es in den Frame gesetzt hat? Fragen wir uns, warum dieses Bild so und nicht andres aufgenommen wurde? Lassen wir unseren Blick im Frame schweifen?
Oder reagieren wir nur ohne weiteres und näheres Betrachten auf das im Foto Abgebildete und das jeweilige Edit, mit dem es ausgeformt wurde? Moody Stimmung, einsame Straße, ein oder mehrere Menschen… schwarze Silhouette bei feinem Licht vor gelber Wand… starker Schwarz-Weiß-Kontrast mit grafischer Anmutung der Kulisse vor der eine Person posiert … Schönes Bild, gefällig anzuschauen… und weiterscrollen zum nächsten Bild …
Bleiben diese Bilder, die wir da als gut, spannend, interessant oder auch nachahmenswert befinden und deren Erzeugern wir mit unseren Likes Bestätigung für ihr fotografisches Arbeiten geben, eigentlich in unserem Bildgedächtnis haften?
Oder reagieren wir reflexartig auf die jeweilige abgebildete Szene (vertraut bzw. unbekannt, beides ja reizvoll), den jeweils abgebildeten Ort (vertraut bzw. unbekannt, auch hier beides gleichermaßen reizvoll) ? Der Eiffelturm, der Berliner Fernsehturm, die Brooklyn Bridge… wie schön, die kenn ich… da war ich mal bzw. da wollte ich immer mal hin… und weiterscrollen… Sind es die abgebildeten Motive und ihre Erreichbarkeit oder Unerreichbarkeit, die die Attraktion ausüben oder ist es genau dieser spezifische Blick des Fotografen auf sie, der uns fesselt?
Und was macht das mit unserer Fotografie? Fotografieren wir Ähnliches, auch Gefälliges… Editieren wir auch moody oder b&w in High Kontrast… weil es grad alle machen? Reisen wir auch zu den Orten, die bestimmte Spots bieten, um dort eben diese Spots auch (noch einmal) zu fotografieren?
Andere Frage:
Was spricht eigentlich in einem Foto, das wir betrachten, mit uns? Sein Inhalt, seine Botschaft, Rätsel, die es aufgibt? Und was spricht uns an einem Foto darüber hinaus an? Die gewählte Komposition in Verbindung mit dem Edit?
Oder schauen wir da gar nicht wirklich drauf, sondern nur auf die Verpackung, die Oberflächengestaltung, in der ein Shot sich uns präsentiert?
Ich frage mich immer öfter: Was macht ein Bild eigentlich zu einem guten Bild?
Und ich frage mich immer öfter: Das Bild spricht mich von der Farbgebung her an… aber Moment mal, es hat ja gar keinen Inhalt (abgesehen davon, dass da etwas abgebildet ist)? Was will es eigentlich sagen?
Folgefrage:
Und ich frage mich immer öfter: Schauen wir eigentlich hin? Lesen wir Bilder eigentlich noch? Betrachten wir sie? Oder scannen wir sie nur flüchtig?
Next Step:
Und natürlich frage ich mich: Welche Bilder halten wir eigentlich für zeigenswert? Aber das ist ein anderes Kapitel. Gedanken dazu ein andermal…
Was meint Ihr?
Unfinished thoughts…
A few thoughts about seeing pictures, reading pictures and rating pictures in our Instagram society…
Do we actually still look at photos… that is, do we take a closer look at these two-dimensional images of reality that they present to us? Do we think about what an image wants to show and tell us? Are we looking at the subject chosen by the photographer and the composition with which he framed it? Let’s ask ourselves why this picture was taken this way and not another way? Do we let our gaze wander within the frame?
Or do we just react to what is depicted in the photo and the particular edit used to shape it without further and closer inspection? Moody mood, lonely street, one or more people… black silhouette in fine light in front of a yellow wall… strong black and white contrast with a graphic impression of the backdrop in front of which a person is posing… Nice picture, pleasant to look at… and scroll on to the next picture…
Do these images that we see as good, exciting, interesting or worth imitating and whose creators we give confirmation of their photographic work with our likes, actually stick in our image memory?
Or do we react reflexively to the respective scene depicted (familiar or unknown, both equally attractive), the respective location depicted (familiar or unknown, here too both equally attractive)? The Eiffel Tower, the Berlin TV Tower, the Brooklyn Bridge… how beautiful, I know that… I was there once or I always wanted to go there… and keep scrolling… Is it the motifs depicted and their accessibility or inaccessibility that are the attraction or is it precisely this specific view of the photographer that captivates us?
And what does this do to our photography? Do we photograph similar things, even pleasing things… Do we also edit moody or b&w in high contrast… because everyone is doing it right now? Do we also travel to the places that offer certain spots in order to photograph these spots (again)?
Another question:
What actually speaks to us in a photo that we look at? Its content, its message, the puzzles it poses? And what else appeals to us about a photo? The chosen composition in connection with the edit?
Or do we not really look at it at all, but only at the packaging, the surface design in which a shot is presented to us? I ask myself more and more often: What actually makes a picture a good picture?
And I ask myself more and more often: The picture appeals to me because of the color… but wait a minute, it has no content (apart from the fact that something is depicted)? What does it actually want to say?
Follow-up question:
And I ask myself more and more often: Are we actually looking? Do we actually still read pictures? Are we looking at them? Or do we just scan them cursorily?
Next step:
And of course I ask myself: Which images do we actually think are worth showing? But that is another chapter. Thoughts on that another time…
What do you think?
Wie betrachten wir Bilder?
Hallo Dagmar! Deine Fragestellung ist schon interessant und ich kann natürlich nur für mich sprechen! Wie intensiv ich ein Bild betrachte oder gar studiere, hängt bei mir davon ab, ob ein Bild mich grundsätzlich „begeistert“. Der erste Eindruck ist entscheidend! Manchmal sind es Farben oder Strukturen, manchmal ein Szene, Lichtstimmung oder Komposition die mich begeistert, dann tauche ich gern tiefer ein und stelle mir gern die Frage: „ was fasziniert oder begeistert mich?“
Danke für deine Gedanken, Stefan. Ich stelle auch oft fest, dass es mit meiner Stimmung und Muße zusammenhängt, ob ich bereit bin, mich wirklich einzulassen oder bereits nach 2-3 Blicken mit einem Bild abgeschlossen habe. Natürlich besteht ein riesengroßer Unterschied zwischen dem Blättern in einem Buch und dem Scrollen durch eine Webseite oder zum Beispiel Instagram. Hinzu mag kommen (und ich nehme mich hier nicht aus), dass wir angesichts der Bilderfluten einfach überfordert sind und das verweilende Betrachten verlernt haben, vielmehr rasch urteilen (Daumen hoch oder runter) und zum nächsten Bild scrollen. Andererseits bleibt die Frage: Was ist es eigentlich, das unseren „ersten Eindruck“ begründet… und wie schnell verlassen wir uns auf ihn? Ein Thema für ein Gespräch bei einem Glas Wein ;))